Projektarchiv - Wiener-Krakauer Kultur-Gesellschaft (WKKG)
Kinder der Täter. Kinder der Opfer.
Das Projekt „Kinder der Täter. Kinder der Opfer“ ist ein internationaler Beitrag zur europäischen Erinnerungsarbeit und umfasst zwei Teile, einen Dokumentationsfilm und eine Diskursreihe.
Im Zentrum des Dokumentationsfilms stehen eine Vater-Sohn-Geschichte und Ausschnitte einer Konfrontation des Sohnes mit Opfern und Kindern der Opfer, die im Sommer 2007 in Lodz stattgefunden hat. Der Vater war NSDAP-Reichsredner und Oberbürgermeister von Lodz ("Litzmannstadt"), dem als städtische Behörde die Verwaltung des dortigen Ghettos unterstand. Seine unmittelbare Mittäterschaft am Leiden und Sterben Tausender Jüdinnen und Juden bis in die Vernichtungslager (Chelmno/Kulmhof, Auschwitz) wird weltweit in vielen Archiven, Museen und Zeitgeschichtlichen Instituten nachgewiesen. Der Sohn, ehemals im Verlagswesen tätig, erzählt seine Geschichte entlang der Erinnerungsbögen aus Fotos, Gebäuden, Relikten. Schwerpunkt der Dokumentation ist die Konfrontation als Kind eines Täters mit Opfern und mit den Kindern von Opfern und der Diskurs, der im Zusammentreffen entsteht.
Dieser Dokumentationsfilm soll die Möglichkeiten, Chancen und Grenzen von Erinnerungsarbeit berühren. Der Film soll Fragen aufwerfen, Stereotype und Tabus freilegen, einen Täter-Opfer-Diskurs im Sinne einer Gedächtnisarbeit initiieren. Die Präsentation des Dokumentationsfilms im Rahmen von Symposien (u.a. Wien) ist der Beginn eines europaweiten Diskurses, der bisher zum Thema zweifelsfrei noch unzureichend erfolgt ist.